Apple und künstliche Intelligenz

Apple ist mit großspurigen KI-Anwendungen zurückhaltend. In Wahrheit aber ermöglicht das Unternehmen Entwicklern auf der ganzen Welt, lernende Anwendungen zu programmieren. Außerdem: Fünf Apps, die das KI-Potenzial nutzen.

Mit dem Sprachbefehl „Hey, Siri!“ rief Apple vor fast zehn Jahren zum ersten Mal in der Zukunft an. Es antwortete schon damals die inzwischen so vertraute Frauen- oder Männerstimme, die immer weiß, wann ihr den Regenschirm einpacken sollt oder wo das Handy gerade liegt, die eure Lieblingsmusik spielt und der Mutter auch während der Autofahrt schnellstmöglich auf ihre letzte Nachricht antwortet.

Mit Siri zog die künstliche Intelligenz (KI) erstmals in den Alltag der Nutzer:innen ein – und Apple war klarer Vorreiter auf diesem Gebiet. Doch die großen Ankündigungen in Sachen KI kamen zuletzt aus anderen Silicon-Valley-Schmieden. Unter anderem präsentierten die Tech-Unternehmen Microsoft, OpenAI und Google Sprachmodelle und Bildgeneratoren.

Apple hält sich zurück – aber agiert im Hintergrund

Mit dem neuen „Create ML“-Framework und einer zugehörigen App für Entwickler bleibt Apple am Ball. Mehr noch: Das Unternehmen hält die Fäden in der Hand. ML – das steht für Machine Learning. Künstliche Intelligenz und Machine Learning sind zwar häufig synonym im Gebrauch, tatsächlich aber ist Machine Learning eine Subkategorie der künstlichen Intelligenz. Man spricht immer dann von Machine Learning, wenn ein Algorithmus Daten sammelt, daraus lernt und so zum Beispiel eine Anwendung besser an den Gebrauch des individuellen Nutzers anpasst.

Machine Learning kommt bei Sprach- und Bilderkennung, bei Empfehlungssystemen („Das könnte Ihnen auch gefallen…“) und in autonomen Fahrzeugen zur Anwendung. Es ist also für die meisten Bereiche entscheidend, in denen KI bereits in euren Alltag integriert ist. Die neueste Version von Create ML ermöglicht jetzt die noch einfachere Umsetzung von KI-gestützten Apps auf iPhones, iPads und Macs.

Konzernchef Tim Cook ist vorsichtig

Dass der ganz große Coup von Apple in Sachen KI bislang ausblieb, mag daran liegen, dass sich der Konzern, allen voran Chef Tim Cook, seiner großen ethischen Verantwortung in diesem Bereich bewusst zu sein scheint. Er mahnte zuletzt bei der Bekanntgabe der Quartalszahlen des Unternehmens zur Vorsicht, betont aber auch immer wieder das Potenzial der neuen Technologie.

Apple-CEO Tim Cook: Statt viel von KI zu sprechen, präsentiert er auf der WWDC 2023 das Mixed-Reality-Headset Vision Pro. (Bild: Apple)

Vor allem die neuen Chatbots, Bildgeneratoren und Sprachausgaben werfen rechtliche Fragen zu Datenschutz und Urheberschaft, die bisher ungeklärt sind. Nicht zuletzt wachsen die Möglichkeiten, Fake News zu verbreiten, in ungeahnte Dimensionen. Prominentes Beispiel: das Bild vom Papst in weißer Pufferjacke, die er im echten Leben niemals trug. Auch wenn das erstmal harmlos oder sogar lustig scheint, lässt sich erahnen, wie solche Deepfakes sich mithilfe von KI leichter und überzeugender verbreiten wie nie zuvor. Die gesellschaftlichen und politischen Auswirkungen sind selbst für Experten nicht absehbar.

Während wir lernen müssen, mit der Kehrseite der künstlichen Intelligenz zu leben, entstehen aber auch unzählige Anwendungen, die das Leben erleichtern und die Produktivität erhöhen. Und viele dieser KI- und ML-Anwendungen lassen sich bereits auf iPhone, iPad und Mac nutzen. Wir stellen euch fünf Apps vor, die das Potenzial der Technologie zeigen.

Fünf Apps und Tools für iPhone, iPad und Mac mit künstlicher Intelligenz

Viele spannende KI- oder ML-Dienste haben die Hersteller ohnehin schon in ihre Produkte integriert. Bei Apple erhaltet ihr zum Beispiel Videozusammenschnitte aus Fotos und Aufnahmen eurer Galerie und könnt darin sogar nach Personen und anderen Motiven suchen. Im Microsoft-Edge Browser liefert der Bing als Chatbot Antworten oder schlicht Unterhaltung. Diese fünf Apps zeigen, was KI und ML darüber hinaus noch möglich machen.

Offizieller Partner der NBA: Die App Homecourt analysiert Spielbewegungen und gibt Trainings-Tipps. (Bild: Homecourt)

Homecourt – Trainieren wir die NBA-Spieler

Homecourt ist eine App die Basketballbegeisterten hilft, ihre Fähigkeiten zu verbessern und ihr Training zu optimieren. Die Hauptfunktion besteht darin, das Basketballtraining zu überwachen und statistische Daten zu erfassen. Sie verwendet die Kamera des Smartphones oder Tablets, um den Spieler während des Trainings zu filmen. Während der Aufnahme erkennt die App automatisch den Ball, verfolgt dessen Bewegungen und analysiert die Spieltechniken des Spielers. Außerdem bietet Homecourt Übungen und Trainingsprogramme, die auf verschiedene Fähigkeiten und Schwierigkeitsstufen zugeschnitten sind. Homecourt ist offizieller Partner der US-Profiliga NBA. Zur Website

Lesen statt hören: Amberscript transkribiert auch Videos und unterscheidet die einzelnen Gesprächsteilnehmer. (Bild: Amberscript)

Amberscript – Transkriptionstool für Meetings und Interviews

Mit Amberscript könnt ihr Sprachnotizen aufnehmen und direkt transkribieren lassen. Geschäftsbesprechungen, Zoom-Meetings, Interviews, Vorlesungen – die App erfasst sowohl Einzel- als auch Gruppengespräche. Amber Script könnt ihr kostenlos testen, danach gibt es verschiedene Paket-Optionen, zum Beispiel 20 Euro für eine Stunde Transkription. Es versteht bislang 39 Sprachen. Zur Website

Wie geht es mir? Die KI der App Ada klärt mich über meinen Gesundheitszustand auf. (Bild: Ada)

Ada – Die eigene Gesundheit im Blick

Dieser Symptom-Checker-Bot hilft euch, herauszufinden, wie es um eure Gesundheit steht. Hinter Ada steht ein Team von Ärzten und Wissenschaftlern. Die App gibt euch eine (auf statistischer Wahrscheinlichkeit beruhende) Einschätzung eurer Gesundheit. Mehr als 30 Millionen Symptome hat Ada schon analysiert – auch seltene Krankheiten kann die App erkennen. Mit dem Symptom-Tracker könnt ihr eure Daten täglich genau erfassen. Ada macht auch Vorschläge zur Behandlung – und lernt natürlich ständig dazu. Zur Website

Foto wird Kunst: Mit der KI von Deep Art Effects wirken eure Shots wie gemalt. (Bild: Deep Art AI)

Deep Art Effects – Macht aus euren Fotos echte Kunstwerke

Ein kubistisches Werk mit dem Abbild eurer Katze fürs Wohnzimmer? Ein abstraktes Gemälde statt Selfie im Tinder-Profil? Kein Problem. Mit Deep Art Effects könnt ihr aus euren eigenen Fotos Kunstwerke machen, indem ihr aus über 120 vorinstallierten Kunststilen wählt – oder sogar eigene Kunststile erstellt. Die KI-App bietet auch verschiedene Möglichkeiten, eure Kunstwerke nachträglich zu bearbeiten und zu organisieren. So könnt ihr sie umbenennen, löschen oder in der Cloud speichern. Zur Website

Verstehst du? Mehr als 10 Millionen Nutzer führen Unterhaltungen mit der KI von Replika. (Bild: Replika)

Replika – Ein Chatbot, einfühlsamer als so mancher Mensch

Dieser KI-gestützte Chatbot soll als persönlicher Freund und emotionale Unterstützung dienen. Replika imitiert dafür euren eigenen Schreibstil und gibt ihn wieder. Wer könnte eure Probleme schon besser nachvollziehen als ihr selbst? Zugegeben, das klingt ein bisschen schrullig. Tatsächlich nutzen laut Angaben der App bereits mehr als zehn Millionen Menschen diesen auf Empathie getrimmten Bot. Vielleicht wirklich eine nette Abwechslung zur doch eher pragmatischen Herangehensweise der meisten Artverwandten. Zur Website

Gladiabots – KI-Roboter in der Arena

Bei diesem Strategiespiel programmiert ihr selbst Roboter und lasst sie dann in Arenen gegen die Roboter anderer Spieler antreten. Viele Programmierer begeistern sich für die Gladiabots, aber auch als Hobbytüftler könnt ihr euch hier spielerisch mit den Prinzipien der KI-Entwicklung auseinandersetzen. Spieler können Teams aus mehreren Robotern stetig verbessern und so justieren, dass sie am Ende gegen möglichst viele andere Teams gewinnen. Das Spiel bietet verschiedene Modi und ist sowohl für Einzelspieler als auch für Mehrspieler verfügbar. Zur Website

Étienne

Étienne liebt Apple Produkte, ohne Zweifel. Sein erster Mac war der iMac Bondi Blue, mit dem er vor seiner Anfangszeit als Mediengestalter gearbeitet hat. Seit 2006 ist Étienne bei GRAVIS und schreibt leidenschaftlich rund um macOS, iOS, Apple Music und Beats Kopfhörer.

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