WWDC 2023: Virtuelle Arbeit, Kommunikation und Entertainment

Sie ist zugleich Auftakt und Höhepunkt der Entwicklerkonferenz WWDC: Die Keynote, in der Apple einen Ausblick auf die nächsten großen Innovationen und Updates gibt. Hier das Wichtigste im Überblick.

Man kann es als eine Art Hochamt der digitalen Welt bezeichnen, was da jeden Frühsommer im kalifornischen Cupertino stattfindet. Und für Techies ist es wohl das größte Privileg, an dem Event teilnehmen zu dürfen: Alljährlich lädt Apple per Zufallsprinzip ausgewählte Entwickler aus aller Welt in seine Firmenzentrale zur World Wide Developer Conference, auf der sie sich mit den hauseigenen Experten über Innovationen austauschen, Ideen pitchen und ihre Unterstützung bei zukünftigen App-Entwicklungen anbieten.

Auch Tradition: Gleich zu Beginn steigt die Spannung auf den Höhepunkt. Denn immer zum Auftakt der Veranstaltung präsentieren die führenden Köpfe des Unternehmens in ihrer Keynote, womit Apple die digitale Weltöffentlichkeit in den kommenden Monaten begeistern wird: neue Apps, weiterentwickelte Soft- und Hardware. Dieses Mal waren die Erwartungen besonders groß. In Entwicklerkreisen hatte sich schon herumgesprochen, dass an diesem 5. Juni etwas ganz Besonderes gezeigt werden soll. The next big thing? Wir fassen das Wichtigste für euch zusammen.

Apple Pro Vision: Der erste räumliche Computer

Apple Pro Vision heißt das erwartete „One more thing”. Es markiert eine neue Dimension von virtueller Arbeit, Kommunikation und Entertainment. Das an eine Taucherbrille erinnernde Augmented Reality Headset ist kein herkömmliches VR-Device, sondern eine Art Rundum-Screen, der alle virtuellen Gegenstände in die reale Umgebung integriert: Spiele, Mails und Browser, die ihr bisher auf Bildschirmen betrachtet habt, entfalten sich räumlich vor euren Augen. Das ermöglicht, noch intuitiver und immersiver mit ihnen zu interagieren.

Was ihr seht, ist praktisch eine vollständig dreidimensionale Arbeitsumgebung und Benutzeroberfläche für Apps, in die sich etwa auch der Bildschirm eures Macs einfügt. Um sie zu bedienen, braucht man keinen Controller und auch keine Maus mehr. Die Steuerung erfolgt über Blicke, Fingergesten und Sprache – optional auch mit Tastatur oder Maus. Neben dem neuen Betriebssystem vision OS befeuern zwei Chips den Computer in der Brille: ein M2, bekannt aus den MacBooks und ein neuer R1 Chip.

Anwender:innen können mit Apps in visionOS den Raum ausfüllen, sie überall hin verschieben und ihre Größe perfekt anpassen. (Bild: Apple)

Dabei schottet euch die Vision Pro nicht von der Außenwelt ab. Ihr tragt sie wie eine Brille und dank der EyeSight-Funktion sind eure Augen über einen Bildschirm nach außen sichtbar, sobald die Sensoren eine andere Person im Raum wahrnehmen.

12 Kameras, fünf Sensoren und sechs Mikrofone im Gerät intensivieren und erweitern auch die Wahrnehmung des analogen Raums. Diese technische Ausstattung ermöglicht es zudem, einen persönlichen dreidimensionalen Avatar zu kreieren, der euch in Chats mit euren Gesprächspartnern vertritt. In Summe bedeutet das: Apple Pro Vision steigert die Arbeitsproduktivität erheblich.

Zwei Stunden mit nur einer Ladung – Apple hat die Vision Pro für eine anhaltende Arbeitslast unter Hochleistung entwickelt. (Bild: Apple)

Immer immersiver: Games und Filme von innen erleben

Mit einer digitalen Krone schaltet ihr die Brille auch in einen vollständigen VR-Modus und blendet die reale Umgebung einfach aus. Filme (von Apple TV+) und Games (von Apple Arcade) erscheinen auf einem großen virtuellen Bildschirm im Raum – steuerbar durch klassische Gamepads.

Der dreidimensionale Sound der Vision Pro steigert die 3D-Erlebnistiefe zusätzlich. Auch Disney und Disney+ hat Apple bereits als Kooperationspartner für kompatible Inhalte an Bord geholt. Insofern ist diese Brille, deren Design klassische Elemente von AirPods-Max-Kopfhörern, Apple Watch und iPhones aufgreift, auch für Privatnutzer attraktiv. Eure persönliche Sicherheit garantiert die neue Optic ID-Technologie, die Nutzer:innen anhand ihrer Iris identifiziert – eine Technologie, mit der ihr künftig auch Bezahlvorgänge autorisieren könnt.

Apple Vision Pro verändert die Art und Weise, wie wir Apps erleben, Fernsehshows und Filme genießen und mit anderen über FaceTime in Verbindung bleiben. (Bild: Apple)

MacBook Air: Der dünnste 15-Zoller der Welt

Aber die Vision Pro war nicht die einzige Hardware-Neuerung an diesem Abend. Gleich zum Auftakt präsentierte Apple ein MacBook Air mit 15,3-Zoll-Bildschirm und M2-Chip. Es wiegt knapp 1,5 Kilo und ist nur 11,5 Millimeter dünn – es ist das schlankste Notebook mit 15-Zoll-Panel auf dem Markt. Ausgestattet ist es mit sechs Lautsprechern, die einen Rundum-Sound erzeugen und einer 1080p-FaceTime-HD-Kamera. Stattlich ist auch die Akkuleistung mit einer Laufzeit von bis zu 18 Stunden.

Mit seinem nur 11,5 Millimeter dünnen Gehäuse ist das neue MacBook Air der dünnste 15-Zoll-Laptop der Welt.

Ein Booster für Mac Studio und Mac Pro

Den neuen M2 Ultra bezeichnet Apple als „Monster Chip“. Im Kern handelt es sich dabei um zwei M2-Max-CPUs, die nun im Mac Studio zum Einsatz kommen und dort eine Leistungssteigerung von bis zu 30 Prozent erzeugen. Das zeigt sich unter anderem durch außergewöhnliche Grafikfähigkeiten: Der neue Mac Studio kann bis zu sechs hochauflösende Apple-Displays ansteuern. Mit seinen 192 Gigabyte Arbeitsspeicher eignet er sich beispielsweise für hochanspruchsvolle Prozesse wie das Trainieren von KI-Sprachmodellen. Für externe Anwendungen hat Apple zudem eine mit dem M2 bestückte Version des Mac Pro angekündigt.

Die 76-Core-GPU des M2 Ultra bringt bis zu 30 Prozent mehr Performance als die bereits leistungsstarke GPU des M1 Ultra.

Geniale Neuerungen auch bei iPhones, iPads & Co.

Ein Update für das iPhone-Betriebssystem ist fester Programmpunkt der WWDC. iOS 17 soll euch noch mehr Freude und Produktivität bringen. Das Wichtigste in Stichworten:

  • Mit Poster gestaltet ihr individuell großformatige Kontaktinformationen, die bei einem Anruf auf dem iPhone des Empfängers angezeigt werden.

  • Live Voicemail transkribiert in der Nachrichten-App ganz einfach gesprochene Nachrichten, um sie zu lesen statt anzuhören.

  • Check in macht es euch leicht, anderen den eigenen Standort mitzuteilen.

  • Journal schlägt automatisch Momente vor, die unter anderem anhand von Bildern, Standort-Daten und Musik zu digitalen Tagebucheinträgen werden.

  • Und schließlich wäre da noch der neue Modus StandBy. Der macht euer iPhone zu einem Smart-Display, das dank verschiedener Widgets deutlich mehr als nur ein Wecker oder digitaler Bilderrahmen ist.

iOS 17 verbessert die Kommunikation mit Contact Posters, neuen Stickern, Live Voicemail und noch viel mehr. (Bild: Apple)

Und beim Tablet? In iPad OS 17 hat Apple die Widgets überarbeitet. Ihr könnt nun direkt mit den kleinen Karten auf dem Homescreen interagieren, zum Beispiel um Stichpunkte auf einer Checkliste abzuhaken, ohne die Erinnerungen-App zu öffnen.

Auch Smart-Home-Geräte lassen sich direkt über den Homescreen steuern oder Musikalben starten. Außerdem ist für das iPad nun auch die Health-App verfüg- und auswertbar. Hier auf dem größeren Screen lassen sich die Fitness- und Gesundheitsinformationen natürlich noch besser betrachten. Ähnliches gilt für PDF-Dateien, die ihr mithilfe der Notes-App auf dem iPad bearbeiten könnt – per iCloud auch in Live-Kooperation mit anderen.

iPadOS 17 erkennt Felder in PDFs, die das Ausfüllen von Dokumenten einfacher machen als zuvor. (Bild: Apple)

AirPods: KI steuert den perfekten Sound aus

Mit dem Firmware-Update „Adaptive Audio“ laufen euer Musikgenuss ebenso wie eure Telefongespräche auch in lauten Umgebungen ungestört weiter. Eine KI steuert die Geräuschunterdrückung dynamisch und blendet plötzlich auftretenden Lärm kurzerhand aus. In jeder Situation ermittelt Adaptive Audio die optimale Lautstärke.

Apple Watch: Ein sportlicher Fortschritt

Auch die Apple Watch erhält ein Software-Update: watch OS 10. Neue Zifferblätter und verbesserte Bedienbarkeit sind da nur eine Randnotiz. Einen echten Sprung nach vorne bedeuten die erneuerten Sportfunktionen, wie zum Beispiel die Zahl der Pedalumdrehungen beim Radeln, oder neue Gesundheitschecker, die eure mentale Verfassung ermitteln und euch zu augenschonendem Verhalten anregen. Über Smarttracks könnt ihr auf unterschiedliche Widgets zurückgreifen.

Mit NameDrop können Nutzer:innen Kontaktinformationen teilen, indem sie ihre Apple Watch an das iPhone einer anderen Person halten. (Bild: Apple)

Ein interessante Neuerung erwartet euch auch bei den Apple-TV-Boxen: Mit ihrer Hilfe könnt ihr schon bald angeschlossene TV-Geräte zu Screens für Videochats machen. Dabei nutzt ihr die Kamera eures iPhones oder iPads, um euch selbst aufzunehmen.

MacOS 14 Sonoma: mehr Individualität, mehr Sicherheit

Vorgestellt hat Apple auf der WWDC auch das neue Betriebssystem macOS Sonoma. Seine Hauptmerkmale: Es unterstützt Widgets, bietet neue bewegliche Bildschirmschoner, die auch als Hintergrundbild zu verwenden sind und räumt neue Möglichkeiten ein, den Bildschirm nach eigenen Vorstellungen zu konfigurieren.

Mehrere neue Features tragen auch dazu bei, das Erlebnis von Videokonferenzen zu intensivieren. So zeigt eine Moderatorenmaske die Präsentator:innen über den geteilten Inhalten an und in den „Reaktionen” können User:innen durch Gesten unterhaltsame, filmreife Videoeffekte auslösen. Möglich macht es die Neural Engine in den Apple Chips.

Neue Features wie „Moderatorenmaske“ und „Reaktionen“ werden durch die Neural Engine in den Apple Chips möglich und machen Videokonferenzen noch beeindruckender. (Bild: Apple)

Auch für Computerspiel-Freunde sind spannende Neuerungen dabei: Ein spezieller Game-Modus sorgt dafür, dass sich alle anderen Prozesse dem aktuell laufenden Spiel unterordnen. Außerdem verringer sich Verzögerungszeiten angeschlossener Gadgets auf ein Minimum – bei Playstation- oder X-Box-Controllern ebenso wie bei den Audiosignalen im AirPod. Der neue Safari-Browser macht mit verschiedensten Features das Mac-Erlebnis noch besser. Er kann Websites jetzt als Web-Apps speichern, verfügt über erweiterte Sicherheitsfunktionen und gilt überhaupt als schnellster Browser der Welt.

Eine Beta-Version von Sonoma wird es schon in Kürze geben, die finale Version von MacOS 14 Sonoma erscheint im Herbst.

Étienne

Étienne liebt Apple Produkte, ohne Zweifel. Sein erster Mac war der iMac Bondi Blue, mit dem er vor seiner Anfangszeit als Mediengestalter gearbeitet hat. Seit 2006 ist Étienne bei GRAVIS und schreibt leidenschaftlich rund um macOS, iOS, Apple Music und Beats Kopfhörer.

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